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Wohnüberbauung Klee, Zürich-Affoltern

Wohnüberbauung Klee, Zürich-Affoltern

Zwei Strategien, eine Lösung: Blockrandsiedlung für zwei Wohnungsbaugenossenschaften

Wohnüberbauung Klee, Zürich-Affoltern
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Bautafel
Bauherr:Gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft Zürich (GBMZ) und Baugenossenschaft Hagenbrünneli, Zürich (BGH)
Architekt:Knapkiewicz & Fickert AG, Zürich/CH
Fachberatung:Heinz Umbricht, Knauf AG, CH-Reinach
Bauaufgaben: Wärmedämmung,
Putz und Fassade

Im Wohngebiet Ruggächer unweit der Kantonshauptstadt Zürich trifft man auf moderne Siedlungsarchitektur im XXL-Format: Eingeklemmt zwischen Autobahn und Bahnline wächst im Norden des Stadtteils Affoltern seit 2004 ein neues Quartier aus dem Molassebecken des Schweizer Mittellandes.

Projektbeschreibung

Aufgabe

Zwei Strategien, eine Lösung

Das Konzept der Architekten, mit der Überbauung Klee die im Boomquartier Ruggächer etablierten Großformen wieder auf das Maß der darin wohnenden Menschen zurückzustutzen, stieß bei der Entscheidung des Wettbewerbs im Jahr 2006 nicht auf ungeteilte Zustimmung. Die beiden Bauträger, die sich für die Finanzierung und Realisierung der Überbauung dieses letzten großen Grundstücks in Ruggächer zusammengeschlossen hatten, bewerteten den Entwurf unterschiedlich: Während die Baugenossenschaft Hagenbrünneli (BGH) befürchtete, die siebengeschossige Hofrandbebauung würde sich wie eine uneinnehmbare Trutzburg zwischen den schmalen, langen Riegeln breit machen, befand die Gemeinnützige Bau- und Mietergenossenschaft Zürich (GBMZ) den Blockrand mit nicht einsehbarem Innenhof von Beginn an als pfiffige Idee. Was andernorts zu einem Scheitern führt, bevor ein Projekt überhaupt begonnen hat, entpuppte sich bei der jungfräulichen Arbeitsgemeinschaft zwischen dem Planungsbüro und den zwei Bauherren mit verschiedener Sichtweise zu einem konstruktiven Prozess. Geholfen hat dabei auch die frühzeitige Einbindung des Baumanagementbüros Kummer aus Zürich.

Aus Sieben mach Drei

Die Architekten versuchten im Lauf der Überarbeitung ihres ersten Vorschlags die unterschiedlichen Standards und Wünsche der beiden Bauträger sensibel einzuarbeiten und die Bedenken zu zerstreuen. Neben dem kommunikativen Innenhof überzeugte vor allem die geschickte Fassadengestaltung der Planer: Indem sie farblich jeweils zwei Geschosse zusammenfassten, scheint der siebengeschossige Baukörper auf einen massiven Sockel und drei darüber angeordnete Etagen zu schrumpfen. Verstärkt wird dieser optische Trick durch die von der Fassade zurück springenden Loggien, deren Luftraum sich über zwei Geschosse erstreckt und somit eine eigentlich vorhandene Deckenplatte unterschlägt. Das Ergebnis ist in Kombination mit den Balkonen, die im Wechsel zu den Loggien ebenfalls nur jedes zweite Geschoss vor die Fassade treten, wahrlich verblüffend: Wieder und wieder sieht man nur drei Etagen und zählt doch jedes Mal sechs – plus Sockelgeschoss. Diese Sinnestäuschung funktioniert sowohl im Innenhof als auch an den zur Straße und dem Außenraum orientierten Fassaden, deren Farbspiel variiert und den Sockel stärker betont.

Lösung

WDVS mit Struktur und Farbe

Dass sich unsere Wahrnehmung offenbar so leicht hinters Licht führen lässt, ist auch auf feine und klug durchdachte Details zurückzuführen. So fassten die Architekten zum Beispiel auch schmale Fensterbänder über zwei Geschosse zu einer optischen Öffnung zusammen und verpassten dem Dachrand ein vorspringendes Gesims, das in den Augen des Betrachters die obere Gebäudekante nicht davon fliegen lässt, sondern den Kubus fasst und nach oben abschließt. Zudem erschöpft sich der Wechsel zwischen hellen und dunklen Fassadenflächen nicht im Griff zu unterschiedlichen Farbtöpfen, sondern basiert auf der Kombination einer ausgefeilten Putzstruktur: Während die weißen Oberflächen des 18 Zentimeter dicken Wärmedämmverbundsystems als unregelmäßger, von Hand geführter Besenstreichputz ausgeführt sind, treten die dunklen Flächen als Strukturputz mit vertikalen Kanelluren vor den weißen Siliconharzputz. Die akkurate Ausführung dieser Putztechnik stellte höchste Ansprüche an den Handwerker und das Material. Die Kanellur wurde in einem Stück durchgezogen, indem die Arbeiter die Zahnspachtel von einer Gerüstebene zur nächsten durchreichten und so den Knauf Klebe- und Armiermörtel SM 700 Pro ansatzlos in die gewünschte Zierform brachten. Ein abschließender Farbanstrich mit Siliconharzfarbe AS Protect in grüngrau für die kanellierten Bereiche und in weiß für den mit einem Besen abgestrichenen Siliconharzputz WWS (Körnung 1,5 mm) schützt vor Algenbefall und Mikroorganismen.

Allseits warm eingepackt

Die Wärmedämmverbundfassade ist maßgeblicher Teil des Energiekonzeptes, an das die beiden Genossenschaften unterschiedliche Anforderungen stellten. So strebte die GBMZ den Minergie-Standard an, während die Baugenossenschaft Hagenbrünneli mehr Wert auf die gehobene Ausstattung der Wohnungen legte. Dies äußerte sich auch darin, dass die Räume in den Wohungen der BGH insgesamt großzügiger wirken, weil deren lichte Raumhöhe nicht von abgehängten Unterdecken beschränkt wird. Die Wohnungen der GBMZ sind nämlich mit einer Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, deren Zu- und Abluftleitungen unter den Rohdecken installiert sind. Trotzdem forderte natürlich auch die BGH einen zeitgemäßen Wärmeschutz: Nahezu alle Fenster der Überbauung Klee sind mit Dreifachverglasung ausgestattet, und die gesamte Gebäudehülle ist einheitlich dick mit Dämmstoffen eingepackt: Die Fassaden mit 18 Zentimeter dicken Heralan PTP S Steinwolledämmplatten, die Flachdächer mit einer 16 Zentimeter dicken PUR-Dämmung. Die Deckenplatten an den Durchgängen zum Innenhof sind mit 200 mm Polystyrol-Dämmplatten versehen und abschließend mit Aquapanel Cement Board bekleidet worden – einer Zementbauplatte mit sehr glatter und äußerst stabiler Oberfläche.

Effiziente Anlagentechnik

Die Beheizung der Wohnanlage erfolgt von zwei Heizzentralen aus, in denen jeweils zwei Gas-Brennwertkessel (Doppelkesselanlage) mit insgesamt 754 kW Heizleistung installiert sind. Diese beiden Heizungsanlagen versorgen einerseits die Heizkreisläufe der Fußbodenheizungen und bereiten andererseits rund 60 Prozent des Warmwasserbedarfs auf. Die restlichen 40 Prozent stammen von den Solarkollektoren auf den Dächern – knapp 330 Quadratmeter Kollektorfläche stellt die BGH bereit, die Anlage der GBMZ umfasst 365 Quadratmeter. Die dazu gehörenden Warmwasserspeicher verteilen sich auf die beiden Heizzentralen und insgesamt vier weitere Unterstationen in dem Block. Da die GBMZ den Energiebedarf ihrer Wohnungen nach dem Minergie-Standard ausgerichtet hat, sind diese zusätzlich mit einer mehrstufigen Komfortlüftung mit Gegenstrom-Wärmetauscher ausgestattet. In den BGH-Wohnungen sorgen die Mieter dagegen selbst über manuelle Fensterlüftung für die gebotene Frischluft. Für Heizung, Warmwasser und den Betrieb der Lüftungsanlage addiert sich der jährliche Endenergiebedarf in den Minergie-Wohnungen der GBMZ auf 40,7 kWh pro Quadratmeter. Aufgrund der kompakten Bauweise und der sehr gut gedämmten Gebäudehülle fällt der Energiebedarf in den BGH-Wohnungen nicht gravierend höher aus. Damit erreicht die Überbauung Klee ein überdurchschnittlich gutes energetisches Niveau.

Details

Viel Wohnkomfort für jeden Geldbeutel

Von nicht minderer Qualität sind Zuschnitt und Ausstattung der 340 Wohnungen, die je nach Anzahl der Räume eine Größe von 57 bis 128 Quadratmeter aufweisen. Jeder Wohnung ist mindestens ein weit ausladender Balkon, ein Freisitz auf dem Grundstück oder eine Loggia zugeteilt, wobei letztere oftmals in der Höhe über zwei Geschosse reicht. Die Einteilung der diagonal organisierten Grundrisse reicht von 2,5 bis 5,5 Zimmern und erstreckt sich pro Wohneinheit über die gesamte Gebäudetiefe, was sowohl den Blick zum Innenhof als auch zur Straßenseite ermöglicht. Wer sich die etwas teurere Miete in einer der 173 Wohnungen der BGH leisten kann, wird mit etwa zehn Prozent mehr Wohnfläche pro Grundrisskategorie und einer höherwertigen Ausstattung belohnt: So weist zum Beispiel die Hälfte der 3,5-Zimmer-Wohnungen eine zweite Nasszelle auf, und in den Küchen findet sich neben einer hochwertigen Edelstahlfront zusätzlich ein Steamer. Getrennte Strategien verfolgten die beiden Genossenschaften auch beim Umgang mit schmutziger Wäsche: Aufgrund schlechter Erfahrungen mit Waschküchen stellt die BGH ihren Mietern eigene stromsparende Waschmaschinen und Trockner ins Bad. Bei der GBMZ pflegt man hingegen weiterhin die Tradition des gemeinsam genutzten Waschsalons – bei der Überbauung Klee jedoch nicht im muffigen Keller, sondern in luftiger Höhe in hellen Dachpavillons.

Kleeblatt als Glücksbringer

Mit der Überbauung Klee ist es den Architekten Knapkiewicz & Fickert gelungen, die zum Teil doch sehr unterschiedlichen Ansichten und Herangehensweise der beiden Bauherren unter einem Dach ohne faule Kompromisse zu vereinen. Bei dem Projekt gibt es im Grunde nur Gewinner: Das Quartier profitiert von der städtebaulichen Qualität des Blocks, weil endlich die dringend notwendigen Raumkanten, Plätze und öffentlichen Rückzugsbereiche geschaffen wurden. Die rund 800 neuen Mieter profitieren von einem identitätsstiftenden Ort mit hohem Wohnwert. Die Bauherren profitieren von einem begehrten Objekt, das überaus rasch vermietet war, sondern mit Investitionskosten in Höhe von 146 Mio Euro etwa zehn Prozent günstiger als in der Kalkulation veranschlagt erbaut wurde. Was keineswegs zu Lasten der Handwerker ging, die ihrerseits von einer auskömmlichen Entlohnung ihrer Arbeit profitierten, was sich in hohem Engagement bei der Ausführung widerspiegelte. Profitiert haben auch die Planer, die von den beiden sehr zufriedenen Auftraggebern in ihrer beharrlichen Arbeit bestätigt wurden und um eine vorbildliche Referenz reicher sind.

U-Werte [W/m2K]

Fassade: 0,19

Flachdach: 0,17

Wand gegen Erdreich: 0,33

Boden gegen unbeheizte Räume: 0,24

Loggien: 0,29

Fenster (3-fach/2-fach verglast): 0,9/1,2

(UGlas: 0,6/1,1; URahmen: 1,5/1,6)

Energiekenndaten GBMZ (Minergie-Standard)

Energiebezugsfläche: 22.521 m2

A/V-Verhältnis: 0,8

effizienter Jahres-Heizwärmebedarf Qh: 16 kWh/m2

gewichteter Endenergiebedarf (Heizung + Warmwasser + Lüftung): 40,7 kWh/m2

Primäranforderung an Gebäudehülle: 25,4 kWh/m2 (gefordert: 34,0 kWh/m2)

Grenzwert Minergie: 40,7 kWh/m2 (gefordert: 42,0 kWh/m2)

Standort

Wohnüberbauung Klee, Zürich-Affoltern

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